Lange überlegt der Schüler, ob er seinem Lehrer die Frage stellen soll oder nicht. Er würde sich lieber selbst die Antwort geben, aber genau daran scheitert er. Nachdem er sich wieder und wieder den Kopf zermartert und alles Mögliche versucht hat, um eine Antwort zu finden, entschließt er sich, seinen Lehrer zu fragen.
"Meister, ich finde keine Antwort auf das, was meine Bestimmung ist." Der Meister antwortet: "Wärest du ein Reiskorn, würdest du die Welt ernähren, wärest du eine Blume, würdest du den Sommer bunter und lebendig machen, wärest du ein Baum, könnte der Wind in Deinen Zweigen spielen." Der Schüler entgegnet: "Genau das ist ja mein Problem, ich weiß nicht welche Aufgabe mir zugedacht ist."
Der Lehrer nippt an seiner Teeschale, setzt sie ab und sagt: "Was macht den Menschen aus? Die Fähigkeit zu denken, Musik, Sprache, die Arbeit, das Auto, das Haus? All das trifft zu, aber es berührt nicht den Kern der Frage. Wir Menschen sind die einzigen Lebewesen, die ihre Bestimmung suchen bzw. finden müssen. Sie wird uns nicht von der Natur zugewiesen. Das ist ein großes Privileg, aber auch eine Verpflichtung, und es kann auch eine Bürde sein." Der Schüler lässt sich die Worte des Meisters durch den Kopf gehen: "Was, wenn ein Mensch nicht zu seiner Bestimmung findet?" Der Lehrer antwortet: "Viele Wege führen in die Irre, nur wenige zum Ziel. Man kann seine Bestimmung verfehlen, sie nicht erkennen oder sie sogar verleugnen. In der Welt ist daraus schon viel Unglück und Leid entstanden. Denn ohne Bestimmung fehlt dem Leben Tiefe und Sinn." "Was aber kann ich tun, wohin soll ich mich wenden?", fragt der Schüler und erschrickt über seine eigenen Worte, weil er weiß, dass der Lehrer jedem seiner Schüler beigebracht hat, nicht anderen Menschen die eigenen Entscheidungen zu überlassen. Der Lehrer aber lächelt und sagt: "Worum sorgst Du Dich? Du bist doch bereits auf dem Weg."
Suche deine Bestimmung nicht, fühle sie in dir, sie ist da und wartet darauf wachgeküsst und gelebt zu werden.
Folgende Fragen bringen dich deiner Bestimmung näher:
Gehst du deiner jetzigen Tätigkeit nach, um Geld zu verdienen oder weil Sie dir Freude bereitet, dir Kraft gibt und dich erfüllt?Lebst du wirklich dein Leben oder das Leben eines anderen (Eltern/Großeltern), um sie nicht zu enttäuschen und ihre Erwartungshaltung zu erfüllen?
Bist du mit deinem Partner/Partnerin noch zusammen weil er/sie dir Wärme, Geborgenheit, Freude, Leichtigkeit, Kraft gibt oder weil es bequem ist sich keine neue Wohnung zu suchen, weniger Geld für die Miete zu zahlen, die Kinder noch zu jung sind oder das Bild nach Außen zu wahren und die Familie/Gesellschaft nicht zu enttäuschen?
Sind deine jetzigen Freunde wirklich Freunde, weil du immer auf sie zählen kannst und sie dir Kraft geben, auch wenn es mal nicht so rosig läuft oder gehören sie zu der Spezies, die dir Kraft rauben, sich vielleicht mit dir schmücken oder gar stets nehmen und fordern?
Was fühlt sich für dich gut, erfüllend an? Wo verspürst du ein Gefühl reinsten Glücks? Was lässt dich innerlich strahlen, leuchten, leicht und lebendig fühlen?
Wobei verspürst du negative Gefühle, Widerwillen, Angst, Ungeduld? Was fühlt sich schlichtweg falsch an? Wo hast du vielleicht das Gefühl Ketten oder Fesseln zu tragen?
Beginne zu beobachten und zu fühlen in welchen Situationen du glücklich bist und positive Gefühle hast und in welchen Situationen eher die negativen Gefühle anklopfen.
Und zum guten Schluss noch ein Extra-Tipp: Ich glaube, dass viele Menschen im Stillen sehr wohl wissen, wozu sie sich berufen fühlen und was ihrem Leben Sinn gäbe. Doch wir sind sehr erfinderisch darin, uns immer wieder auszubremsen und auszuhebeln.
Hier grüßt der innere Trickser (Saboteur), der dir auf den ersten Blick lauter gute Versprechungen und Ausreden anbietet, um dich wieder weg von deinem Weg zu bringen.
Glaubenssätze, Ängste, scheinbare Sachzwänge, Kultur, Kirche, Gesellschaft – die Liste ist lang, womit wir uns ein Bein stellen können.
Sei wachsam und vertraue deinem Herzen.
In diesem Sinne wünsche ich dir alles LIEBE
Jenny Harms